Lesung aus dem Roman „Roter Herbst in Chortitza“ von Tim Tichatzki im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Anlässlich der Sonderausstellung „Volksgenosse oder Feind des Volkes. Doppelte Diktaturerfahrung der Schwarzmeerdeutschen“ veranstaltete der Kulturreferent für Russlanddeutsche eine Autorenlesung mit dem Kölner Schriftsteller Tim Tichatzki. In seinem Debütroman „Roter Herbst in Chortitza“ thematisiert der Autor Lebensläufe deutscher Siedler in Russland in Zeiten des Stalinismus und unter der Wehrmachtbesatzung während des Zweiten Weltkrieges. Wie verschlungen die Pfade einzelner Individuen in den beiden totalitären Regimen sein konnten zeigt auch die aktuelle Museumsausstellung.
Diesem Kapitel der Geschichte der Deutschen wurde bisher noch kein so umfassendes und packendes belletristisches Werk gewidmet wie das vorgestellte Buch. Vor rund achtzig Zuhörern las Tichatzki Ausschnitte aus dem mehr als vierhundert Seiten umfassenden Roman, der 2018 im Brunnenverlag erschien und in einigen Wochen auch als Hörbuch zu erwerben sein wird. Viele Leser seien verblüfft und überrascht gewesen über die Einsichten in dieses der breiten Öffentlichkeit nahezu unbekanntes Kapitel der Geschichte, so der Autor beim anschließende Publikumsgespräch. Auch wenn die Mehrheit mit den Ursachen und Auswirkungen des Zweiten Weltkrieges vertraut ist, so wenig bekannt sind die Auswirkungen des Stalinismus auf einzelne Schicksale von Mitbürgern russlanddeutscher Herkunft aber auch ihre Rolle im Nationalsozialismus. Dieser Roman füllt definitiv eine Lücke in der breiten Literaturlandschaft über diese Epoche des zwanzigsten Jahrhunderts.
Die Vorlesung wurde musikalisch umrahmt vom Duo Rachel Greschke, Geige und Maik Friesen am Klavier und wurde von der Nordrhein-Westfälischen Landesregierung unterstützt.