Die Erinnerungskultur der Russlanddeutschen
Nicht nur die einzelnen Menschen, sondern auch die Gesellschaft als Ganzes erinnert sich an die gemeinsame Geschichte. Wie dieses Erinnern geschieht, dafür gibt es ein Wort: ‚Erinnerungskultur‘.
In Deutschland bezeichnet der Ausdruck ‚Erinnerungskultur‘ heute meist die Erinnerung an den Holocaust und die Opfer des Nationalsozialismus.
Die Erinnerungskultur der Russlanddeutschen bezieht sich auch auf die Mitte des 20. Jahrhunderts, ist aber eine andere: Zu dieser Zeit wurde die deutsche Minderheit in der Sowjetunion verfolgt und deportiert. Den russlanddeutschen Familien ist gemeinsam, dass sie die Erinnerungen daran innerfamiliär wachhalten.
Nicht jeder Russlanddeutsche identifiziert sich selbst als Opfer sowjetischer oder stalinistischer Verfolgung. Dies ist je nach Generation und nach Familiengeschichte sehr unterschiedlich. Aber in allen Familien finden sich entsprechen Erlebnisse und Erzählungen.
Noch übernimmt die Generation der Großeltern die Aufgabe, Erinnerungen an diese Zeit wachzuhalten. Sie haben diese Zeit selbst erlebt haben. Als Zeitzeugen veröffentlichen sie ihre Erinnerungen und beschreiben ihre Erlebnisse: traumatische Erfahrungen durch den Tod von Angehörigen und Freunden, durch das Auseinanderreißen von Familien und durch die unmenschlichen Bedingungen in den stalinistischen Arbeitslagern.