Ausstellung und Buchpräsentation
Where the Poplars Grow – ein Fotobuch von Irina Unruh
Mit Unterstützung des Kulturreferats für Russlanddeutsche und des Museums für russlanddeutsche Kulturgeschichte erschien im Jahr 2024 im Shiftbooks Verlag das Fotobuch Where the Poplars Grow der Fotografin Irina Unruh.
Wie kommt ein deutsches Dorf nach Kirgisistan? Vor dem Herbst 1988 verließ die damals neunjährige Irina Unruh gemeinsam mit ihrer Familie Kirgisistan, das zu jener Zeit noch Teil der Sowjetunion war. Zwei Jahrzehnte später kehrte sie in ihr Heimatdorf Telman zurück – von den älteren Bewohnerinnen und Bewohnern auch Grünfeld genannt –, das im Tal des Tschüi-Flusses liegt.
Das Dorf wurde in den 1920er-Jahren von geflüchteten deutschen Mennoniten gegründet. Entlang der historischen Spuren der Russlanddeutschen erzählt Unruh in ihrem Buch eine persönliche Geschichte von Flucht, Vertreibung und Zugehörigkeit. Ihre fotografische Reise offenbart Geheimnisse, die über Generationen verborgen waren, Erinnerungen, die laut nachhallen, und solche, die nur als leises Flüstern bestehen.
Die Fotografien zeigen weite Landschaften, intime Familienszenen und Begegnungen voller Wärme. Where the Poplars Grow verbindet zeitgeschichtliche Dokumentation mit Fragmenten eines Familienalbums. Beim Durchblättern des Buches wird spürbar, wie kollektive und individuelle Erinnerungen ineinandergreifen – und wo sie Lücken lassen. Unruhs Suche nach Kindheitserinnerungen und deren fotografische Erfassung wirft Fragen auf über politische und familiäre Verflechtungen, Sprache und darüber, wie ein deutsches Dorf seinen Weg nach Kirgisistan fand.
„Irinas Bilder führen uns in eine Geschichte aus der Vergangenheit, dann in die Gegenwart und wieder zurück. Es ist eine Geschichte über Identität, Migration, Einwanderung und vor allem über Familie. Die Bilder, sowohl aus Archiven als auch aus der Gegenwart, enthalten viele Leben, viele Fragen, viel Zärtlichkeit und Schönheit.
Die Gestaltung des Buches ist ein getreues Echo und eine Verstärkung der Erinnerungen, die in den Fotografien festgehalten werden und verloren gegangen sind. Es ist ein Gedicht, es ist ein Memoir, es ist ein Geheimnis. Es ist ein Buch, das uns daran erinnert, dass allzu oft zutrifft: ›Die Vergangenheit ist so unberechenbar wie die Zukunft.
- Sarah Leen, Co-Founder des Visual Thinking Collective und ehemalige Director of Photography bei National Geographic Magazine
Die Buchpremiere fand am 3. Mai 2024 im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte statt und wurde von einer gleichnamigen Ausstellung begleitet.
Im Rahmen des Projekts „Family Matters“ des Museums der bildenden Künste Leipzig war Unruhs Arbeit von Juni bis September 2025 in einer Gruppenausstellung zu sehen, die sich mit Familienerinnerungen und Migration auseinandersetzte. Darüber berichtete auch das Deutschlandradio:
Family Matters – Ausstellung über Familienerinnerungen und Migration in Leipzig (Deutschlandradio)
Von September bis November 2025 zeigt das Kulturreferat für Russlanddeutsche in Kooperation mit den Internationalen Jugendgemeinschaftsdiensten (ijgd) die Arbeit im Haus MIGRApolis in Bonn. Die Buchpräsentation fand dort am 25. September 2025 statt.
Where the Poplars Grow wurde mehrfach ausgezeichnet: 🏅 Silberauszeichnung – Deutscher Fotobuchpreis 2024/25
🏆 Belfast Photo-Book Award 2025 – Gewinnerin
Mehr über die Fotografin erfahren Sie auf ihrer Webseite:
🌐 www.irinaunruh.com
Informationen zum Buch im Verlag:
📖 Shiftbooks Verlag – Where the Poplars Grow
Podcast-Interview
In Folge 45 des Podcasts Steppenkinder – der Aussiedler Podcast spricht Irina Unruh über ihre Arbeit, ihre Familiengeschichte und die Entstehung ihres Buches Where the Poplars Grow. Unter dem Titel „Irina Unruh: Wo die Pappeln in Kirgistan wachsen“ erzählt sie von ihrer Rückkehr in das Dorf ihrer Kindheit, den Herausforderungen künstlerischer Erinnerungsarbeit und der Frage, was Heimat für Russlanddeutsche heute bedeutet.
🎧 Jetzt anhören: Irina Unruh – Wo die Pappeln in Kirgistan wachsen (Steppenkinder, Folge 45)