Where the Poplars Grow
Ausstellungseröffnung und Buchpremiere im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte
Copyright: SHIFTBOOKS
Am 03. Mai wurde im Museum für Russlanddeutsche Kulturgeschichte in Detmold die Fotoausstellung der Dokumentarfotografien Irina Unruh feierlich eröffnet. Anlass der Ausstellung ist die Premiere des Fotobuchs „Where The Poplars Grow“ (Wo die Pappeln wachsen), in dem Irina Unruh ihre Familiengeschichte um ein deutsches Dorf in Kirgistan erzählt. Über 90 Besucher konnten sich so mit den faszinierenden Aufnahmen des zentralasiatischen Landes beschäftigen und dabei anhand der persönlichen Fotohandschrift von Irina Unruh etwas über die vielfältige Siedlungsgeschichte der Deutschen im Zarenreich und später der Sowjetunion erfahren.
Die Dokumentarfotografin hat bereits in renommierten Magazinen wie National Geographic und GEO veröffentlicht, sowie in Rom, Brüssel, Tiflis oder Jakarta ausgestellt. Für das neue Buch ist sie mehrmals nach Kirgistan gereist, um das Heimatdorf ihrer Eltern und Großeltern zu besuchen. Die Dörfer Grünfeld und Bergtal wurden 1927 am Fuß des Tianshan-Gebirges gegründet. Zwischenzeitlich wurde Bergtal in Rot-Front umbenannt und trägt heute offiziell beide Namen. Obwohl viele Menschen nach Deutschland aussiedelten, leben dort auch heute dort Deutsche.
Im Buch und in der Ausstellung erzählt die Künstlerin, die in Detmold großgeworden ist und heute in Warendorf lebt, eine emotionale Geschichte von Identitätssuche, Erinnerung und Heimat. Dabei schafft sie es sowohl einen persönlichen, schon intimen Ton zu treffen, aber damit zugleich auch allgemein über die Geschichte der Russlanddeutschen in Zentralasien zu sprechen. Eine Geschichte voller Leerstellen und Ungesagtem, was in dem als Familienalbum gestalteten Buch immer wieder durch Auslassungen und Lücken aufgezeigt wird. Zugleich schafft sie es damit zu zeigen, welche komplexen und vielfältigen Geschichten hinter den Menschen stecken, die als Spätaussiedler aus Regionen der früheren Sowjetunion kamen. All dies wird verbunden mit opulenten Aufnahmen der kirgisischen Natur und dem Leben der Menschen in Kirgistan heute. Aufnahmen derer, die geblieben sind, derer, die nie gehen wollten und derer, die nicht gehen konnten, womit das Buch eine Spanne von der Vergangenheit bis in das Jetzt des postsowjetischen Staates eröffnet.
Nach einem einführenden Dialog zwischen Irina Unruh und dem Kulturreferenten für Russlanddeutsche, Edwin Warkentin, konnten sich die zahlreichen Besucher des Museums in die Ausstellung vertiefen und in den Austausch mit der anwesenden Künstlerin treten. Pappeln blühen in Deutschland und in Kirgistan und irgendwo dazwischen erzählen sie vom Suchen und Finden von Heimat.
Das Fotokunstbuch „Where The Poplars Grow“ (Wo die Pappeln wachsen) wurde im April 2024 bei SHIFT BOOKS in Berlin veröffentlicht. Die Fotos werden dabei durch einen Essay der Journalistin Viktoria Morasch ergänzt, der die Wegmarken von Irina Unruhs Lebensgeschichte und ihrer Familie in Worte fasst. Die Fotoausstellung im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte läuft aktuell und kann bis zum Ende des Jahres besucht werden. Ihr Buch ist im Museum erhältlich.
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