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Wissen, Erinnerung, Emotion: 25 Jahre Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte

Warum befindet sich das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte ausgerechnet in Detmold? Welche Ziele hatten die Gründer:innen vor 25 Jahren? Was unterscheidet das Museum heute von anderen Museen und was erleben hier Besucher:innen? Darüber und über die Geschichte besonderer Ausstellungsstücke sowie neuer Formate sprechen wir in dieser Folge mit Museumsleiter Kornelius Ens, seiner Vorgängerin Dr. Katharina Neufeld sowie Eduard Thun, einem der ersten ehrenamtlichen Helfer am Museum. Am Ende der Folge gibt Edwin Warkentin einen Einblick in seine Aufgaben als Kulturreferent für Russlanddeutsche.

Hier können Sie sich diese Folge anhören

Dieses Gespräch steht hier auch als Video zur Verfügung.

Edwin: Wo sind wir denn heute?

Ira: An einem ganz besonderen Ort, nämlich in Detmold im Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte, in einem der Ausstellungsräume. Deswegen hallt es vielleicht ein bisschen.

Edwin: Es ist ein besonderer Anlass: Das Museum feiert heute 25 Jahre Geburtstag. Unser heutiger Gast ist Kornelius Ens, Leiter des Museums hier in Detmold. Wir werden mit ihm über das Museum sprechen, wie es heute ausgerichtet ist. Später unterhalten wir uns mit Dr. Katharina Neufeld, die maßgeblich an der Entwicklung des Museums beteiligt war sowie Eduard Thun, die „gute Seele“ dieses Hauses. Er war von Anfang an dabei und hat zum Teil Exponate auf spektakuläre Art besorgt.

Ira: Am Ende dieser Folge erfahrt ihr auch etwas über Edwins Aufgaben hier als Kulturreferent. Kornelius, warum gibt es ein Museum über Russlanddeutsche? Braucht man das?

Kornelius Ens: Ja, denn die Geschichte der Russlanddeutschen ist hier nicht bekannt. Wir brauchen das Museum, um einen Teil deutscher Geschichte zu etablieren und ein Stück weit zurückzuholen. Die Menschen sind jetzt hier, aber ihre Geschichten noch nicht. Ich finde, das Museum hat einen Riesenauftrag. Nämlich diesen Menschen Geschichte zu geben und allen anderen Menschen, die den Hintergrund nicht haben, einen Zugang zu ermöglichen. Wir brauchen das Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte insbesondere als Erzählraum.

Ira: Und wir brauchen es in Detmold? Warum nicht in Berlin oder in Frankfurt?

Kornelius Ens: Detmold ist es aus dem Grund geworden, weil hier Menschen angefangen hatten Exponate zu sammeln. 2011 sind sie dann in diese Räumlichkeiten gekommen, dann kam die Förderung durch den Bund, mittlerweile sind wir auch landesgefördert. Darüber hinaus leben in Detmold und dem Regierungsbezirk Detmold viele Personen mit russlanddeutschem Hintergrund.

Ich glaube, wenn man heute bei null anfangen würde, würde man einen anderen Standort wählen.

Edwin: Eine der Besonderheiten dieses Museums ist die Nähe zu der Schule im selben Gebäude. Wie hängen Schule und Museum zusammen?

Kornelius Ens: Die Schule hängt sehr eng mit dem Museum zusammen. Oder das Museum mit der Schule, je nachdem. Das hat etwas mit der Gründung zu tun. Otto Hertel, der erste Sammler, ist hier Lehrkraft gewesen und hat eine Synergie ermöglicht. Diese Schule hatte schon immer einen erhöhten Anteil an Schüler:innen mit russlanddeutschem Hintergrund. Es hatten auch viele in der Gründerzeit der Schule Aussiedlerhintergrund. So lag es dann nah, dass es auf eine große Resonanz gestoßen ist und dass aus dieser kleinen Sammlung dann eine erste Ausstellung konzipiert wurde. Diese erste Ausstellung ist dann hier auf dem Campus errichtet worden. Dann hat sich ein Museumsverein gegründet und die Schule hat irgendwann das Ganze dermaßen wertgeschätzt, dass sie gesagt haben, es ist uns wichtig und es ist offensichtlich auch für die deutsche Mehrheitsgesellschaft wichtig, dass das Ganze auf eine professionelle, ehrenamtliche Schiene gesetzt wird. Bei der Neukonzeption des Gebäudes wurde ein Museum mitintegriert und architektonisch eingeplant.

Ira: Was ist denn das Besondere an diesem Museum heute?

Kornelius Ens: Das Besondere ist, dass man hier unterschiedliche Erfahrungen machen kann. Es kommt darauf an, mit welcher eigenen Story ich dieses Museum betrete und mit dieser Story werde ich eine Verknüpfung mit dem Thema unseres Museums herstellen. Für Personen mit russlanddeutschem Hintergrund ist dieses Museum aus meiner Sicht deutlich mehr als ein Museum unter Museen. Sondern es ist eine Art Erinnerungsort und das ist ja das Spezifikum. Wir haben es mit einer deutschen Story zu tun. Aber wir haben keine Denkmäler, keine Gedenkstätten. Das, was wir erinnerungskulturell in der Bundesrepublik etabliert haben, wo wir schon seit Ewigkeiten mit Schulgruppen hinfahren, zurecht und wichtigerweise, nach Buchenwald etc.. Wo sollen wir das tun, wenn wir die Geschichte von fast vier Millionen Personen mit russlanddeutschem Hintergrund in irgendeiner Form in eine Erfahrung bringen wollen? Für Personen mit russlanddeutschem Hintergrund ist das ein Selbstvergewisserungsraum, ein Erinnerungsraum. Es ist ein Ort des Selbstverstehens.

Personen, die andere Hintergründe haben, erleben hier wiederrum etwas anderes. Sie nehmen eine historische Geschichte wahr, in diesem Fall eine, die im Regelfall nicht gut bekannt ist, aber Berührungspunkte aufweist. Diese Personen gehen hier häufig raus und bringen zum Ausdruck, dass sie verstanden haben, dass sie auch Spezifika, die sie unter Aussiedlerinnen und Aussiedlern wahrgenommen haben, jetzt besser verstehen können. Für sie ist es ein Fremdverstehraum. Aber es gibt auch überraschende Dinge. Wir hatten hier mal eine Gruppe, die aus Syrien geflüchtet war. Ich wusste wenig über ihre Geschichte. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Kommunismus dort auch eine ganz zentrale Rolle gespielt hat. Diese syrischen Menschen haben hier am Museum für russlanddeutsche Kulturgeschichte irgendwann angefangen, ihre eigene Geschichte damit zu verwickeln. Wir hatten eine so unglaubliche Nähe, so eine Herzensnähe erreicht. Und das finde ich das wahnsinnig Überraschende, dass Geschichten, die scheinbar gar nichts miteinander zu tun haben, auf einmal zu einem gemeinsamen Wir führen können.

Edwin: Dieses Museum ist keine klassische Heimatstube, wie man das jetzt von Museen kennt, die früher gegründet wurden und die Geschichte von Deutschen aus dem östlichen Europa erzählt haben. Es ist auch kein Landeskundemuseum. Das Besondere für mich ist, dass das Museum die Geschichte der Russlanddeutschen in Gänze erzählt. Es ist eine sehr heterogene Gruppe und wenn wir andere Ausstellungen betrachten, jetzt zum Beispiel in Saratow im Landeskundemuseum, da ist die Geschichte der Wolgadeutschen, oder in Odesa in dem Gebietsmuseum, das ist die Geschichte der Schwarzmeerdeutschen, oder in Steinbach-Manitoba, da ist die Geschichte der Mennoniten in Kanada. Hier versucht man einen Schirm zu spannen über diese ganze heterogene Kulturgruppe. Mit welchem Learning sollten Besucher:innen dieses Museum verlassen?

Kornelius Ens: Ich würde es mit zwei Schlagworten benennen: Verstehen und Verständnis. Ich würde mir wünschen, dass die einen herausgehen und verstanden haben und die anderen herausgehen, verstanden haben und dann weitererzählen. Dieses Learning ist am Ende die menschlich natürlichste Form, wie wir miteinander Gesellschaft gestalten und friedvoll, respektvoll miteinander umgehen. Wir müssen uns verstehen, das läuft über Kommunikation.

Ira: Kornelius, wie schafft ihr es junge Menschen für die Geschichte möglicherweise ihrer deportierten Großeltern zu interessieren? Wie schafft ihr es, eine emotionale Brücke zu Ereignissen zu schlagen, die die jungen Menschen vielleicht gar nicht aus der eigenen Familiengeschichte kennen?

Kornelius Ens: Wir können das auf zwei Wegen erreichen. Das eine ist, sie müssen etablierte Strukturen der Geschichtserzählung hier vorfinden. Es darf sich jetzt nicht fundamental unterscheiden von dem, was sie zum Beispiel im Unterricht an Methoden vermittelt bekommen. Das ist häufig das Problem früher gewesen, warum Leute sich von diesen Geschichten abgewandt haben: weil sie so anders erzählt wurden und von der Grundkonnotation nicht professionell wirkten. Die zweite Schiene ist die, Besucher:innen ein Stück weit in eine gewisse kognitive Dissonanz zu führen. Man konfrontiert russlanddeutsche Schülerinnen und Schüler mit einer Geschichte in einer Selbstverständlichkeit und Etabliertheit, die so überraschend rüberkommt, dass sie auf einmal merken: Alter Schwede! Ich habe wirklich eine Geschichte unter allen anderen Geschichten und ich fange an sie zu verknüpfen mit den Geschichten, die mir bekannter sind – mit anderen Diktaturerfahrungen wie in Deutschland des Nationalsozialismus beispielsweise. Das weckt Vertrautheit und Lust mit dieser Brille weiter auf die Geschichte zu schauen. Ich merke schon, dass andere Brillen wie über das Thema Schicksalsgemeinschaft nicht mehr taugen. Diese Dinge müssen kontextualisiert werden, sie müssen mit Lebenswirklichkeit in Abgleich gebracht werden.

Edwin: Das Museum ist auch ein Forschungs- und ein Bildungsort und profitiert von Kooperationen mit Forschungs- und universitären Einrichtungen.

Kornelius Ens: Ja, das Museum versteht sich auch als ein Forschungsmuseum. Das hier ist ein Kompetenzzentrum und wir haben hier vielschichtige Möglichkeiten, Kultur und Geschichte der Deutschen aus Russland in einen Kontext zu setzen. Dazu zählt auch, dass wir Beiträge liefern, aber dass wir auch verknüpfen. Also eine Art Wissenschaftstransfer leisten im Bereich der Forschung zur Geschichte der Russlanddeutschen. Partner sind die Universität Osnabrück, die das Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien hat, das ist das größte seiner Art. Dort wurde auch die Juniorprofessur für russlanddeutsche Geschichte als Migration und Geschichte etabliert. Das ist ein sehr natürlicher Bezug und das läuft in der Weise, dass der jeweilige Lehrstuhlinhaber auch hier im Beirat sitzt. Ein weiterer universitärer Partner ist die Ruhr-Universität Bochum. Sie hat das Osteuropakolleg integriert. Praktikanten und Praktikantinnen sind hier am Museum gewesen, insbesondere am Kulturreferat. Also da gibt es auch Synergien.

Edwin: Es geht darum, dass man Geschichte wissenschaftsbasiert, aber auch öffentlichkeitswirksam vermittelt. Was diese Kooperation mit Bochum angeht, da geht es darum, dass Menschen, die Osteuropageschichte oder Slavistik studieren, hier die Fähigkeiten erlangen, wie man Geschichte populär darstellt, als Ausstellung, eine Veranstaltungsreihe, eine Webdokumentation oder auch als Podcast.

Ira: Für 2022 möchtet ihr ein neues Konzept ausprobieren, was habt ihr vor?

Kornelius Ens: 2022 wird ein spannendes Jahr für uns als Museum. Wir möchten das Design verändern. Es wird an der Stelle nicht konzeptionell einen völlig neuen Zugang geben. Wir werden uns weiterhin am strukturgeschichtlichen Zugang orientieren. Es wird gewisse Schwerpunkte nochmal straffen. Zur Mitte des Jahres planen wir ein Escape-Game. Wir werden nach den regulären Öffnungszeiten des Museums als Museum runterfahren und in den Räumlichkeiten einen Escape-Room hochfahren. Das wird über Licht, über Beschallung und natürlich auch über eine Menge anderer geheimnisvoller Dinge ermöglicht werden. Ich bin schon sehr gespannt, wie das angenommen wird und wie sich das Ganze tatsächlich anfühlt. Geschichte muss immer in irgendeiner Form einen breitenwirksamen Zugang haben und niederschwellig zugänglich sein. Das erhoffen wir uns als ersten Step.

Edwin: Und so viel sei an dieser Stelle verraten: Wir werden als Steppenkinder in diesem Zusammenhang auch etwas anbieten.

Gespräch mit Dr. Katharina Neufeld

Edwin: Katharina Neufeld ist Historikerin und war maßgeblich an der Entstehung des heutigen Museums beteiligt. Wo bist du aufgewachsen und was dein familiärer Hintergrund?

Katharina Neufeld: Ich wurde 1951 geboren in einem deutschen Dorf, einer Tochtersiedlung der Molotschna im Schwarzmeergebiet. Es war ein mennonitisches Dorf. Die Mennoniten sind 1891 da hingekommen. Es gab dort deutsche und einige russische Familien. Die Deutschen dort wurden während des Krieges nicht deportiert. Es war die westlichste Siedlung ehemaliger deutscher Kolonisten, die nicht deportiert wurde.

Ira: Dann hast du dich für das Geschichtsstudium entschieden. Wie kam es und wo hast du studiert?

Katharina Neufeld: Ich habe Geschichte geliebt. Ich wollte aus dem Dorf raus, ich wollte weiter und von der Geschichte, die wir jetzt kennen, davon war mir absolut nichts bekannt. Die Eltern haben gar nichts erzählt, meine Mutter hat nur über die Trudarmee Geschichten erzählt. Wie wir dahingekommen sind, wusste keiner oder hat mir keiner erzählen wollen und deswegen war ich natürlich neugierig. Ich habe mich immer gefragt, ob wir Slawen sind. Immer wieder kam diese Geschichte der Sowjetunion und angefangen wurde sie immer bei den Slawen. Ja, woher kommen wir dann? Wir waren ja keine Slawen, sondern Deutsche. Die Deutschlehrerin hat mir erklärt, dass es auch Wolgadeutsche gegeben hat und so weiter. Das war im zweiten Jahrgang an der Uni. Da habe ich erst verstanden, dass es noch weitere Deutsche gab und dass die auch alle was geleistet haben.

Ira: Du hast Geschichte in der Sowjetunion studiert. Gab es einen Moment, wo du zum ersten Mal während deines Studiums gemerkt hast: Das, was wir hier in den Büchern erfahren oder in den Vorlesungen, entspricht nicht ganz der Realität?

Katharina Neufeld: Das Einzige, was Realität war, das war die deutsche Sprache und die lateinische. Ja und das dritte Fach, was wir alle sehr fleißig lernen mussten, das war die Geschichte der KPdSU und die haben wir nicht sehr gemocht. Die Lehrer auch nicht, aber wir mussten durch. Später kam dann auch schon dieser wissenschaftliche Atheismus, wissenschaftlicher Kommunismus. Das waren Fächer für sich, die wir ein Jahr studieren mussten und auch Prüfungen ablegen mussten, manchmal auch Začety. Da haben wir schon gelächelt darüber und zwischenzeitlich kamen junge Absolventen von der Moskauer Universität, sie unterrichteten Weltgeschichte und die Geschichte des Ostens. Und die haben uns so angeguckt und haben erzählt, was sie erzählen mussten, aber es war zu spüren, dass es nicht alles ist. Unter den Tischen im Auditorium gingen dann Anna Achmatowas Gedichte herum, die haben wir gedruckt, im Samizdat.

Dann bei Wyssozki genauso. Lieder wurden dann irgendwo auf dem Hof gehört. Ein großes Ereignis für mich war „Babyj Jar“ von Anatolij Kusnecov, das in der Zeitschrift „Junost“ gedruckt wurde, das war 1970 vielleicht. Das wurde dann verboten, weil er da über die Vernichtung der Juden in Kyjiw sehr genau schreibt. Das wurde verboten, weil er ins Ausland ging und bei BBC gearbeitet hat. Ich dufte das dann auch kurz lesen und dann wieder zurückgeben. Genauso „Odin den‘ Ivana Denisoviča“ von Solschenizyn. Das war so krass für mich, das konnte ich überhaupt nicht fassen.

Von der fünften bis zur neunten Klasse war mein Onkel mein Begleiter, der war zwölf Jahre im Gulag. Er kam manchmal zu Besuch und hat meiner Mutter gezeigt: Er hat einfach das Hemd hochgehoben und da sah man die Rippen gebrochen und schief zusammengewachsen. Er sagte, ich wurde gefoltert, weil der Untersuchungskommissar wollte, dass ich unterschreibe, dass mein Vater ein Feind des Volkes ist und dass ich mich lossage von meinem Vater. Und danach haben sie ihn gefoltert und auch die Rippen gebrochen und er durfte nicht trinken, er sollte unterschreiben. Das würde ich ihn jetzt gerne fragen: Hat er unterschrieben oder nicht? Ich denke nicht, aber ich weiß es nicht genau. Sein Vater wurde später erschossen. Er hat immer gesagt: Ich will 100 Jahre der Oktoberrevolution erleben. Er lächelte dann immer dabei. Da dachte ich: Warum? Das habe ich gar nicht verstanden, dass er die Sowjetunion gehasst hat. Er glaubte nicht, dass das so bleibt für 100 Jahre und ich habe es nicht verstanden, was er damit meinte.

Das waren Tatsachen, die trotz allem weit weg von meiner damaligen Realität lagen. So habe ich die Realität mit der Ideologie vermischt. Diese ganze Realität, die ist bei mir viel später in der Perestroika-Zeit hochgekommen. Da habe ich verstanden, dass 80 oder 90 Prozent dessen, was wir gelernt hatten, Ideologie war. So hatte ich auch unterrichtet. Das war ein Programm.

Edwin: Du warst Geschichtslehrerin in einer Schule, hast auch an einer Hochschule gearbeitet und dich irgendwann für russlanddeutsche Geschichte interessiert. Dann bist du nach Deutschland ausgesiedelt. Wie hattest du dir dein Arbeitsleben in Deutschland vorgestellt?

Katharina Neufeld: Ich habe mir vorgestellt, dass es kein leichter Weg sein wird. Ich war für alles bereit. Dass ich anerkannt werde als Hochschullehrerin, habe ich überhaupt kaum zu träumen gewagt. Ich war bereit, auch Putzfrau zu werden. Sehr schnell habe ich auch, als ich nach Deutschland kam, den Sprachkurs gemacht und danach war ich zwei Wochen im Archiv in Detmold. Die Betreuerin, die hat mir gesagt: Ja, Sie können noch nicht so gut Deutsch und wer hier arbeiten möchte, der muss Altfranzösisch können, Latein, Englisch und da ging bei mir der Vorhang zu. Es war klar, dass ich da keine Chance habe. Ich habe Bewerbungen geschrieben, alle sagten ab. Dann habe ich als Raumpflegerin gearbeitet und dieses kleine Museum wurde mir von einem Lehrer der Sprachkurse gezeigt. Das war ein kleines Stübchen hier mit Otto Hertel an der Spitze. Der hat mich mit offenen Armen empfangen: Du kannst jeden Tag kommen. Das bedeutete aber kein Geld, dazu diese Fahrten von Lemgo hierher mit dem Bus und zurück. Alles war ehrenamtlich. Ich war arbeitslos gemeldet, ich war Sozialhilfeempfängerin.

Ira: Wie hat sich das entwickelt? Wie hast du dich da selbst weitergebildet?

Katharina Neufeld: Als Historikerin durfte ich an einem einjährigen Seminar für Wissenschaftler teilnehmen. Das war 1998 und in dieser Zeit mussten wir einen Praktikumsplatz haben. Bei mir war es am Institut für Osteuropaforschung und der Geschichte Deutschlands in Göttingen. Der Göttinger Arbeitskreis war der Träger. Dr. Eisfeld hat das geführt und den hatte ich angeschrieben. Ich kannte den noch von einer Konferenz von 1995 und der hat mich dann auch als Praktikantin genehmigt, aber ich durfte im Museum in Detmold bleiben. Das war dann mein großes Glück. Ich war schon 46, das war fast zu spät, um diese Seminare zu besuchen. Da mussten alle noch eine Prüfung ablegen und da haben sie mich trotzdem noch genommen. In dieser Zeit habe ich dann mit Hertel engen Kontakt gehabt und ich habe mich dann eingelebt in das Museum. Es war sehr klein. Ich habe das erstmal überhaupt nicht akzeptiert, dass es das einzige Museum für russlanddeutsche Geschichte ist. Es gab viele Anfänger in ganz Deutschland, in Lahr, in Stuttgart bei der Landsmannschaft. Die haben dann alle schnell wieder aufgegeben.

Ich hatte mir sehr erhofft, dass wenn ich nach Deutschland komme, ich hier vieles finden werde zu Russlanddeutschen. Aber als ich das erste Mal in eine Buchhandlung in Lemgo reingekommen bin, da fragte ich: Haben Sie hier Bücher über Russlanddeutsche? Nein. Ich sag: Wirklich nicht? Was sie gefunden haben, war ein Wörterbuch zum lippsker Platt. Das war nicht unser Plautdietsch.

Zu diesem Zeitpunkt war es ein großes Glück, dass sehr viele Konferenzen des Instituts für Osteuropaforschung und der Geschichte Deutschlands gab. Ich glaube, 1994 wurde das Buch „Deportation und Trudarmee in Dokumenten“ auf Deutsch übersetzt und auch herausgegeben. Alles, was streng geheim war über Russlanddeutsche, kam jetzt ans Licht. Das war meine Basis, dann kam Detlef Brandes Buch „Von den Zaren adoptiert“ über die ganzen Ansiedlungen am Schwarzen Meer.

Edwin: Das heißt, während du das Museum hier aufbautest, hast du dich gleichzeitig auch weitergebildet in der Geschichte des Russlanddeutschen.

Katharina Neufeld: Absolut. Ohne das ging es nicht. Ich hing sehr an der Wissenschaft. Heimatbücher waren mir zu wenig. Das war nicht wissenschaftlich, das waren Erinnerungen und bei uns Historikern sind Erinnerungen immer auf dem zweiten oder dritten Platz. Das erste sind Archivdokumente, das zweite sind Monographien und auf dem dritten Platz kommen dann Erinnerungen und so weiter. Erinnerungen musst du einbinden in die Geschichte. Was ist da passiert, dass dieser Mensch sagt, dass er in der Trudarmee gewesen ist? Das hat ja meine Mutter mir immer erzählt. In der Sowjetunion, am Ende meiner Kindheit, konnte ich das überhaupt nicht einordnen. Als diese Dokumente geöffnet wurden, wurde klar: Das war Politik gegen Deutsche. Versteht ihr? Dieser Satz fehlte mir immer. Das wusste ja keiner. Deshalb haben die Menschen das alles auch den Einheimischen hier erzählt, aber keiner hat die verstanden. Und das war ja die große Sache, die wissenschaftlichen Institute, die Monographien, die sind da. Aber wie bringst du die den einfachen Menschen bei? Guck mal, das hat Stalin mit dir gemacht, daran bist du nicht schuld. Diese Schuld abzunehmen war für mich eine große Sache. Die sollten sich nicht schuldig fühlen, die sollten offen mit diesen Sachen umgehen können.

Ira: Manchmal kommen Besucher:innen hierher und weinen, wenn sie bestimmte Exponate sehen. Was erlebe ich hier konkret?

Katharina Neufeld: Ich habe mich anfangs sehr viel mit Museumskonzepten auseinandergesetzt. Das Museum gab es ja bereits, aber die ganze wissenschaftlich Arbeit, die ganzen Sammlungen mussten aufgebaut werden. Die Menschen müssen erstmal Vertrauen in dich haben, damit sie dir was geben. Das waren Leihgaben und Geschenke. Leihgaben waren meistens die Fotos. Die habe ich dann eingescannt und zurückgegeben. Und so auch mit Dokumenten. Damals waren die noch sehr wichtig. Gegenstände haben die dann langsam auch gegeben, weil die Vorfahren gestorben waren. Es war ein sehr langsamer Prozess. Das war nicht so wie heute, dass unser Kurator einfach einen ganzen Haufen geschenkt bekommt. Auch die Kollegen aus einheimischen Museen haben mich sehr unterstützt. Das Museumsamt hat mir geholfen und das Landesmuseum und Freilichtmuseum. Dann entstand der Fachbeirat.

Das Museum ist der beste Ort, wo man auf ganz populärem Niveau die Geschichte erzählen und mit authentischem Material belegen kann. So können auch Einheimische erfahren, was diese Menschen erlebt haben. Ich weiß noch, wie wir Wanderausstellungen mit den Skulpturen von Jakob Wedel gemacht haben. Der Bürgermeister eines Ortes hat gesagt: Sie brauchen mit nichts mehr zu erzählen, diese Plastik spricht Bände. Bei mir sind sogar im alten Museum schon Menschen gekommen: Ich habe russlanddeutsche Mitarbeiter, ich muss wissen, wer die sind. Und nach zwei Stunden habe ich sie nochmal gefragt und sie haben gesagt: Vielen Dank, ich weiß jetzt viel mehr, ich kann die Menschen verstehen.

Edwin: Seit 2016 wird das Museum auch strukturell von der Bundesregierung gefördert. Dafür hast du jahrelang gekämpft. Kurz darauf bist du in Rente gegangen. Ist das für dich schade, dass du nicht mehr an diesem Erfolg teilnehmen konntest?

Katharina Neufeld: Das Museum ist mein Kind und ich liebe es wie mein Kind. Das ist so eine Freude und so eine Dankbarkeit von mir, dass es so passiert ist, wie es passiert ist. Dass wir Geld gekriegt haben, dass ihr jungen Leute hier seid, dass das weitergeht. Das ist ein Traum, dass es so weit gekommen ist, dass das Museum entstanden ist, dass ist nicht nur mein Fleiß, das ist diese Demokratie, dieses Land, das das ermöglicht hat.

Edwin: Es war ja auch eine Armee von Ehrenamtlichen, die mit dir zusammengearbeitet haben. Das ist auf jeden Fall eine russlanddeutsche Erfolgsgeschichte hier in Deutschland.

Katharina Neufeld: Ein Märchen mit einem schönen Happy End.

Interview mit Eduard Thun

Edwin: Eduard Thun ist die gute Seele des Hauses hier in Detmold. Also sowohl der August-Hermann-Francke-Schule als auch des Museums. Er stand an den Ursprüngen dieses Museums, bzw. der Ausstellung. Eduard, wie hat das alles angefangen vor 25 Jahren?

Eduard Thun: Angefangen hat das ja mit dem Gründer der Schule, mit Otto Hertel. Der ist 1978 nach Deutschland gekommen und war Lehrer in Mathe und Physik. Sein Hobby war Geschichte. Er hat dann ganz im Kleinen angefangen, hatte so Stehtafeln gebastelt und hier ausgestellt, wo Landwirtschaft, Bildung und ich glaube, zehn verschiedene Themen, die mit Russlanddeutschen zu tun hatten. Jakob Wedel kam dann 1989 dazu. Das war ein russlanddeutscher Bildhauer aus der Sowjetunion. Er hat dann hier Werke zu bestimmten Themen, wie die Väter verhaftet wurden 1937, als die Mütter in die Trudarmee eingezogen wurden, ausgestellt.

Später haben wir Bücher und Gegenstände gesammelt. Wir haben in der „Volk auf dem Weg“ oder in der Zeitschrift „Semljaki“ Annoncen gestellt. Dann haben sich Leute gemeldet. Die Truhe, die im Museum steht, haben wir in Fulda, glaube ich, abgeholt. Das Fußharmonium hatte jemand aus Warendorf mitgebracht. So langsam haben wir das dann gesammelt.

Ira: Was war damals das Ziel?

Eduard Thun: In erster Linie war es für Hertel sehr wichtig, da er merkte, dass die Leute hier keine Ahnung haben, wer die Russlanddeutschen sind, aufzuklären. Es ging zunächst um die ansässige Bevölkerung. Aber man hat festgestellt, dass unsere Russlanddeutschen – ich selber muss mich einschließen – auch oft keine Ahnung von ihrer Geschichte hatten. Ja, man hat gehört, das waren sehr schwere Jahre, um das und das Jahr, aber die differenzierte Geschichte kannten wir im Grunde alle nicht.

Edwin: Gibt es irgendeine besonders spannende Geschichte, wie du oder ihr an ein Objekt rangekommen seid?

Eduard Thun: Ich war drei oder vier Mal in der Ukraine. Von dort haben wir die Dachziegel. Es gibt sie dort massenweise. Für uns war es was Besonderes, weil es oft noch so Dachziegel waren, die dort einfach im Garten rumlagen oder bei einem war es, die hatten sogar den Gehweg damit abgegrenzt. Da war es schon so, dass man auf der Grenze uns das nicht durchgehen lassen wollte, weil es die alte russische Schrift war. Dann habe ich gesagt, dass ist keine Antiquität, weil es die wirklich massenhaft gibt. Ich habe es ein paar Mal versucht. Es hat nicht geklappt, aber irgendwann hat es dann doch geklappt, sie über die Grenze zu bringen.

Ira: Was ist das Besondere an diesen Ziegeln?

Eduard Thun: Also das ist ein ganz normaler Dachziegel, nur das Besondere war, dass man auf der Rückseite oft den Namen des Dorfes sah, zum Beispiel Kleefeld und dann den Familiennamen Wiens. Aber es wurde kyrillisch geschrieben. Und dann war ja sehr bekannt später diese eine Firma Neufeld und die haben wir jetzt auch hier im Museum. Das war ein Ofen, der irgendwo auf einem Schrotthaufen gestanden hatte. Einer hat den gefunden und mir dann rübergeschickt. Auf der Tür des Ofens steht „Neefeld“ in kyrillische Schrift, also deutsch „Neufeld“.

Ira: Als das Museum gegründet wurde, haben Sie gemeint, man hat es auch aus der Motivation heraus gemacht, um Wissen über Russlanddeutsche zu verbreiten. Wie ist es denn heute?

Eduard Thun: Ich muss zugestehen, ich weiß nicht, wenn wir jetzt hier ein Museum von den Kosovoalbanern oder Serben oder Türken hätten, ich weiß nicht, ob ich hingehen würde. Die Leute kenne ich nicht, oder interessiert mich nicht, also da muss ja schon ein Grund sein, um nach Detmold zu gehen. Und wahrscheinlich würde ich mir nie die Zeit nehmen nach Bielefeld und schon dreimal nicht, um nach Berlin zu fahren, um so ein Museum zu besuchen. Es gibt immer Leute, die uns auf der Homepage finden, sich interessieren und hier vorbeischauen. Natürlich würde man sich wünschen, dass es viel mehr sein würden. Allein unsere Leute, die die Wurzeln haben. Aber ich hoffe, dass mehr jüngere Leute den Wunsch haben, mehr über ihre Geschichte zu erfahren, und kommen.

Edwin: Danke Eduard für das Gespräch und vor allem für den jahrzehntelangen Einsatz für dieses Museum hier in Detmold.

Interview mit Edwin Warkentin

Ira: Edwin, du gehörst ein bisschen zum Museum dazu durch deine Position als Kulturreferent.

Edwin: Ja, das Kulturreferat ist hier am Museum angesiedelt. Wir haben einen gemeinsamen Träger, das ist der Museumsverein für russlanddeutsche Kultur und Volkskunde e.V.. Der hat dieses Museum aufgebaut, das ist diese ehrenamtliche Organisation, die das hier auch über Jahre aus privaten Mitteln finanziert hat. 2016, als das Museum in die Bundesförderung gegangen ist, hat ein Automatismus gegriffen. Das heißt, ähnliche Einrichtungen, die die Geschichte von Deutschen aus dem östlichen Europa beleuchten, die bekommen ein Kulturreferat. Das ist eine Institution, die sich mit Vermittlungsprojekten beschäftigt, bei mir speziell zu den Themen der Russlanddeutschen. Aber ich bin nicht der einzige Kulturreferent, der aus den Mitteln der Beauftragten für Kultur und Medien finanziert wird. Das heißt, es gibt für andere Aussiedlergruppen und für andere Regionen in Ostmitteleuropa, die ein deutsches Kulturerbe haben, auch entsprechende Kulturreferate an anderen Landesmuseen. Zum Beispiel in Lüneburg ist meine Kollegin, die für Ostpreußen und fürs Baltikum zuständig ist. Die nächste Kollegin von hier gesehen, ist in Warendorf, sie beschäftigt sich mit der Region Westpreußen und Danzig.

Ira: Und was genau ist dein Auftrag?

Edwin: Es gibt das Bundesvertriebenengesetz, das ist die gesetzliche Grundlage, auf der die Aussiedler:innen nach Deutschland gekommen sind. Das besteht aus ungefähr 100 Paragraphen und in einem einzigen Paragraphen verpflichtet sich die Bundesregierung, das kulturelle Erbe der deutschen Vertriebenen und Flüchtlinge zu pflegen und zu erhalten. Das ist der Paragraph 96 und da ist definiert, womit wir uns hier beschäftigen. Also mit der Pflege, Weitergabe und dem Erhalt der Kultur und Geschichte der Deutschen aus dem östlichen Europa und in meinem Fall der Russlanddeutschen. Konkret beschäftige ich mich mit verschiedenen Projekten, unter anderem mit diesem Podcast. Aber es sind auch Lesungen wie neulich mit Sergeij Lebedew. Da habe ich auch Kooperationspartner bundesweit wie in dem Fall das Lew-Kopelew-Forum. Es sind aber auch andere Einrichtungen, mit denen ich Lesungen, Theater- oder auch Diskussionsabende veranstalte oder auch Ausstellungen. Es gibt ein paar Ausstellungen, die im Programm des Kulturreferates sind, zum Beispiel zu dem Buch „Mein Name ist Eugen“,oder „Vergessene Zivilisation“ von Artjom Uffelmann, das sind Glasplattenfotografien von Ruinen im Wolgagebiet. Es sind aber auch Workshops oder Bildungsangebote mit jungen Leuten, mit Studierenden, mit Ehrenamtlichen, mit Vereinen dabei, im digitalen Raum auch Webdokus. Das ist so ein neues Format, das wir zusammen mit dem Filmemacher Alexej Gettmann, angegangen sind.

Ira: Zu welchen Themen?

Edwin: Die eine Webdokumentation heißt „Auch wir treten aus unseren Rollen heraus“ über die Geschichte des deutschen Theaters in der Sowjetrepublik Kasachstan. Und es ist eine Institutionsgeschichte, aber auf dem Hintergrund der Umbrüche der späten 1980er Jahre in der Sowjetunion und die große Aussiedlungswelle der Russlanddeutschen nach Deutschland.

Die andere Webdokumentation heißt „Lost history, shared memories“, da geht es um Erinnerung und Erfahrung von Russlanddeutschen und Tschetscheninnen und Tschetschenen mit der Deportation in der Kriegszeit. Was vielleicht viele nicht wissen: Es ist ein gemeinsames Schicksal, was diese zwei Gruppen verbindet. Sie sind zur selben Zeit in der gleichen kasachischen Steppe gelandet in den 1940er Jahren und teilten sich eben diesen Verbannungsort. Viele Tschetschenen leben mittlerweile auch in Deutschland, sind geflüchtet, haben hier Asyl bekommen und leben unter uns mit einer ähnlichen historischen und biografischen Erfahrung wie Russlanddeutsche. Es war uns wichtig, diese zwei Schicksalsstränge in einem Projekt darzustellen.

Ira: Auf welches Projekt freust du dich im neuen Jahr besonders?

Edwin: Ich freue mich riesig auf den Podcast! Das ist ein Seelenprojekt. Da bekommt man sehr viel direktes Feedback und es ist auch ein besonderes Projekt, weil in keinem anderen so viel Persönliches steckt. Bei den anderen Projekten versuche ich, Künstlerinnen und Künstlern eine Möglichkeit zu geben, ihre Gedanken auch der breiten Öffentlichkeit zu unterbreiten.

Wir werden sehen, was das nächste Jahr in Bezug auf Corona bringt. Aber auf jeden Fall planen wir mit einer Photographin eine Ausstellung zu den Deutschen, die heute noch immer in Kirgisien leben und interessanterweise seit dem 19. Jahrhundert ihre Siedlungen dort mitten in den Bergen hatten. Da wird es wahrscheinlich eine Ausstellung geben und eine Buchpublikation.

Dann das Kulturhistorische Seminar, was ich mit meinen Kolleginnen und Kollegen in Russland veranstalte. Eine Begegnung zwischen jungen Wissenschaftler:innen, Kulturschaffenden und Vertretern der Zivilgesellschaft, die sich über Gemeinsames auszutauschen, Projekte überlegen und durchführen. Wir planen eine Summer-School mit Studierenden der westukrainischen Universitäten, also in Luzk und mal gucken vielleicht bekommen wir noch andere Universitäten dazu. Diese Summer-School würden wir gerne an einem besonderen Ort durchführen, der auch einen Teil russlanddeutscher Geschichte zeigt. Und zwar das Wolhynier-Umsiedlermuseum in Linstow in Mecklenburg-Vorpommern. Wolhynien wird, ähnlich wie bei dir, eine Rolle spielen, weil dazu mehrere Projekte stattfinden werden. Ich freue mich sehr auf hoffentlich mehr persönliche Begegnungen mit Menschen.

Ira: Ja, da freue ich mich auch drauf. Und du hast gesagt, wie auch bei mir, wegen Wolhynien, weil ich Edwin vorhin erzählt habe, dass ich das nächste Jahr unter das Thema Wolhynien stellen möchte und deswegen passt das. Machen wir vielleicht sogar eine Extrafolge dazu.

Edwin: Ja, auf jeden Fall. Das Kulturreferat fördert und berät auch ehrenamtliche Initiativen, wenn es um die Vermittlung russlanddeutscher Kultur und Geschichte geht. Es gibt Möglichkeiten, Förderung zu beantragen am Kulturreferat für die Umsetzung von bestimmten Projekten. Das können digitale Projekte, Live-Veranstaltungen, Ausstellungen oder Lesungen sein. Alles Mögliche zu dem Thema. Und da berät der Kulturreferent, also in dem Fall ich, wie man zu dieser Förderung kommt. Auf der Internetseite des Kulturreferats, gibt es auch Informationen, welche Art von Projekten gefördert werden können und dann können sich auch Interessierte bei mir melden.